Aktuelles


Aktuelles
Meine Bilder sind zur Zeit zu sehen in der virtuellen Ausstellung des Bahnsozialwerkes.

01 November 2020

Köpfe

Abgussgallerie München
Farbstift 40 x 30 cm

 

20 Oktober 2020

Rotes Licht


Farbstift, 30 x 20 cm

 

01 Oktober 2020

Abgussgalerie München - Viererbande


Farbige Graphitstifte, 40 x 30 cm

 

11 September 2020

Thema mit Variationen



 Bleistift, Farbstift, Feder, Deckfarben, 40 x 30 cm

06 September 2020

Nachdenken



Tinte/Deckfarben, 40 x 30 cm
 

29 August 2020

Erfahrungen mit Collagen

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland im Juni musste alles Künstlerische zurückstehen. Das im Gegensatz zu Afrika beeindruckend schnelle Internet in München verführte mich zu vielen virtuellen Ausflügen. Meine Kreativität kam allerdings zu kurz. Ich habe mich wieder erinnert an gemeinsame Collagearbeiten in unserer BSW-Gruppe – das war für mich ein leichter neuer Einstieg in die Welt der Imagination.

Vorgehensweise

1. Ich bemale in freier Art ein relativ dünnes Blatt etwa der Größe A3 zufällig mit den Farben Orange, Gelb, Grün und Blau. 



2. Um eine Harmonie der Farben entsprechend des Farbkreises herzustellen, wähle ich bewusst als Komplementärfarbe Lila. Diese wird dann die Grundfarbe meines Blattes sein, auf dem ich die Collagenteile aufkleben werde.


3. Das kleine Collagenpapier im Format 21 x 15 cm (z.B. festes Papier 200 g/m2) bemale ich mit einer freien Form in Lila, der Kontrastfarbe zum Farbenblatt, aus dem ich anschließend etwas ausschneiden werde..

4. Danach beginne ich, aus dem bemalten Papier eine freie Form auszuschneiden und dieses Teil in einem ersten Schritt so auf das Collagenblatt zu kleben, dass das dabei entstehende neue Bild sich in einer Art Gleichgewicht befindet.

5. Ich schneide ein weiteres, beliebig geformtes Teil ausmeinem Farbenblatt aus und klebe es in einem zweiten Schritt so auf das Collagenblatt, dass auch jetzt das Bild sich im Gleichgewicht befindet, das heißt, das Bild sollte in jedem Stadium der Arbeit als quasi „fertig“ angesehen werden. 

6. So arbeite ich weiter, in einer Art Meditation – die einzelnen Teile werden nacheinander aus meinem „Bauchgefühl“ heraus positioniert und einzeln fixiert. Das braucht etwas Zeit und Geduld, bis man seine innere Stimme deutlich hört. Hier sieht man z.B. den vierten Schritt.page1image17688










7. Es ist immer jeweils nur ein Teil auszuschneiden und aufzukleben und dabei darauf zu achten, dass alle Bildteile im Gleichgewicht zueinander stehen. Darauf sollte immer geachtet werden. Ich kann das nicht oft genug wiederholen. Hier sieht man z.B. den zehnten Schritt. 

8. Eine gute Hilfe dabei ist das Herstellen von Kontrasten im sich verändernden Bild (z.B. groß oder klein, hell oder dunkel, Komplementärfarben, gerade oder krumm, Wiederholung oder Einzelteil, bunt oder unbunt) und das Herstellen eines Gleichgewichtes zwischen diesen Kontrasten.

9. Symbolhaltige Formen wie Kreis, Quadrat, gleichseitiges Dreieck, Stern, Mond sollten möglichst nicht verwendet werden. Solche Formen dominieren zu stark und können nur schwer ausgeglichen werden.

10. Das Aufkleben der ausgeschnittenen Teile kann zu einem abstrakten Bild führen oder allmählich etwas Konkretes ergeben. Das kann nicht vorhergesagt werden, hängt natürlich auch ab, wie die Teile ausgeschnitten werden – den Rundungen der vorhandenen Farbflächen des bemalten Papiers nach wie beim vorliegenden Beispiel oder etwas eigenwilliger mit eckigen Formen. Das hängt ganz von den jeweiligen Absichten und Eingebungen ab. Hier sieht man z.B. den zwanzigsten Schritt.

11. Im vorliegenden Beispiel scheint mir nach 25 Schritten des Aufklebens von ausgeschnittenen Teilen mein Bild „fertig“ zu sein. Natürlich bin ich nicht ganz zufrieden, etwa, dass die verwendeten Farben insgesamt zu blass geraten sind oder dass ich den Flächenkontrast „klein“ zu „groß“ zu wenig angewendet habe. Aber zu kritisieren wird es immer etwas geben. So sieht dann mein Endergebnis aus.

Variationen

Anstelle von extra bemaltem Papier kann als Ausgangsmaterial alles Mögliche verwendet werden, z.B. alte Bilder und Zeichnungen, farbige Papiere, Zeitschriften, Stoffreste. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Eine solche Tätigkeit kann man gut an einem verregneten Sommertag durchführen, ohne viel
Aufwand, mit etwas Papier, beliebigen Farben, Papierkleber und einer Schere. Einfacher geht es nicht. Ich erinnere mich an meine Jugend, in der ich gerne irgendetwas ausgeschnitten und zusammengeklebt habe. Und heute kann dabei sogar etwas herauskommen, was irgendwie an „Kunst“ erinnert ...

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Wieder in der Abgussgalerie München

 

Aufwärmübungen, um den Respekt vor dem weißen Gips zu verlieren ...










11 Juli 2020

Ein Wiedersehen ...

(Farbstifte, 30 x 20 cm)

09 Juni 2020

Erfahrungen mit Malen auf kleinem Format / Experiences with painting on small format / Expériences de la peinture sur petit format

Auf meinem Arbeitstisch liegt zufällig ein kleiner Aquarellblock im Postkartenformat, den ich kaum benutzt habe – für mich zu winzig, um darauf noch etwas „Vernünftiges“ zu Wege zu bringen. Vorurteile, wohin man auch blickt. Dieser Block spricht mich irgendwie an: Ich könnte ihn als eine Art Spielwiese für Farbversuche benützen. Die Gouachefarben liegen bereit. Warum eigentlich nicht?
Ich erfahre, dass die Hemmschwelle zum Beginn des Malens niedriger wird. Das kleine Format verpflichtet zu nichts – es soll ja kein „besonderes Kunstwerk“ werden, was immer das auch heißen mag. Der Schlüssel ist hier, wie auch übrigens bei allem Kreativen, die Freude am Spielen. Auf einem Format von 12 x 16 cm kann eigentlich nichts schief gehen. Entstanden sind drei Bilder, deren Entstehung ich im folgenden vorstelle.

Bild Nr. 1
Das kleine Format kann gut verwendet werden, um bestimmte Prinzipien auszuprobieren, z.B. das Zusammenwirken von Kontrasten. Davon lebt jedes Bild. 
1. Ich beginne mit einer Art Grundierung der Fläche mit Farben, die im Farbkreis in harmonischem Verhältnis zueinander stehen. Die einzelnen Farbflächen sollen sich ihren Farben entsprechend ausdehnen und im Gleichgewicht zueinander stehen. Die rote Fläche dominiert hinsichtlich ihrer Farbe und der zentralen Lage auf der Bildfläche. (Farb- und Flächenkontraste)
2. Die zweite Bildebene wird ein Muster von Strichen mit Kontrastfarben, entweder in hellerer Farbe, mit Grün oder Rot.

3. Darüber werden als dritte Bildebene wenige Einzelformen, vorwiegend in Weiß oder Dunkelblau, gelegt, die mit dem darunter liegendem Strichmuster kontrastieren. (Kontrast von Gestalt zu Muster - siehe „Bildnerische Formenlehre“ von Paul Klee, s.u.)
4. In der vierten Bildebene überlagern Strichmuster teilweise wieder die Einzelformen. Diesen Prozess der Überlagerungen hätte ich noch weiter fortsetzen können, habe es aber bei den vier Ebenen belassen.
Paul Kleeerläutert in seiner „Bildnerischen Formenlehre“ (1921/22): Es gibt auf einem Bild z.B. ein Grundmuster aus Wiederholungen, sogenannte Muster oder Strukturen, eine  Art Grundrauschen. Dieses wird überlagert von individuellen „Einzelgestalten“ oder „Individuen“, die dann das Bild je nach Größe und Art dominieren können. Dieser Kontrast zwischen Struktur und Individuum kann vielfältig variiert werden.

Bild 2
Jetzt wird es ein wenig komplizierter. Auch hier beginne ich mit einer Grundierung, dieses Mal in Hell-Türkis in lockerer Malweise. Ich entscheide mich im folgenden für die Farbbereiche Gelb-Rot gegen Türkis-Blau in unterschiedlichen Helligkeiten. Ich beginne nicht mit sich wiederholdenen Mustern, sondern mit verschiedenen Einzelflächen, also individuellen „Gestalten“, die in Konkurrenz zueinander stehen (s.u.). Als Hilfsmittel und Anregung dienen mir kleine Fotos aus Zeitschriften. Zum Abschluss lege ich ein Muster aus farbigen Quadraten über den oberen Teil des Bildes, eine Art Gegengewicht zu den drei Figuren im unteren Bildteil. 
Dieses Bild zeigt zwei Probleme auf, mit denen ich immer zu tun habe:
  • Durch das Verwenden von Deckweiß besteht die Gefahr, dass viele Farbflächen milchig aussehen.
  • Durch mehrere unterschiedlich geformte und gefärbte Einzelflächen/Einzelgestalten besteht die Gefahr der Konkurrenz der Kontraste, d.h. das Bild bleibt unruhig, und es stellt sich kein bestimmendes Moment ein, an dem sich alles letztlich orientiert. Auf Bild 1 ist das bestimmende Moment die weiße Einzelgestalt in roter Umgebung. Eine Lösung für Bild 2 wäre es unter Umständen, bestimmte unruhige Konkurrenzbereiche, auf die verzichtet werden könnte, mit einer ruhigen Farbfläche oder mit deutlichen Mustern abzudecken und so den Blick des Betrachters auf das Wesentliche zu lenken.
Bild 3
Von der „anstrengenden“ Bildgestaltung bei Bild 2 entspanne ich mich wieder bei Variationen von Farben und Flächen entsprechend der Vorgehensweise bei Bild 1. Ich beginne mit einer lila Grundierung, dann folgen Variationen von Mustern farbiger Quadrate (zur Erinnerung: Muster sind Wiederholungen gleicher Formen) im „Farbdreieck“ Gelb-Orange, Türkis-Blau und Magenta. Die dritte Bildebene wird von einer Einzelgestalt, einem weißen, stilisierten Baum in Bildmitte und einem horizontalen, türkisen Band im Drittelspunkt gebildet. So wird ein Bildzentrum, das sich etwa in Bildmitte befindet, herausgearbeitet. Das Ergebnis scheint mehr eine Grafik als ein gemaltes Bild zu sein.

Erreichen der maximalen Kontraste (bei mindestens zwei Flächen) durch:
  • Hell-Dunkel-Kontrast (ist am wichtigsten, 5 Helligkeitsstufen sind ausreichend).
  • Flächen-/Mengen-Kontrast: Wo sind die größten Flächen?
  • Größten Kontrast herstellen (keine Konkurrenz von Kontrasten!).
  • Nicht das Hauptmotiv mit zu vielen Nebenmotiven stören.
  • Zusammenfassen der Bereiche gleicher Helligkeit (Haupttonwerte, "Pläne", Ordnung ins Bild bringen durch Ziehen von Grenzlinien) (führt zur Perspektive).
  • Herausarbeiten von Teilflächen eines Objektes, Rest nur skizzieren – das erhöht die Spannung.
  • Formen evtl. groß ins Bild setzen, z.T. anschneiden, d.h. bewusst einen Ausschnitt planen.
  • Geometrische Figuren in Kontrast zu organischen Figuren setzen.
Sonstige Erfahrungen
An Hand des Malens auf kleinen Papierformaten erkenne ich, welche „technischen“ Prozesse bei dieser Arbeit ablaufen können. Ergänzend dazu ist vielleicht der Blick auf innere Prozesse interessant:
  • Ich folge beim Malen bewusst abwechselnd dem Intellekt (z.B. Farbkontrast, Flächenkontrast) und der Intuition (Themenwahl, Auswahlmöglichkeiten) (1) – das braucht viel Zeit und Geduld. Das Bild bleibt manchmal länger unbearbeitet auf dem Tisch liegen und ist der stumme Begleiter meines Tages.
  • Seelischer Vorteil des Malens: Mein Bewusstsein ankert an den Tagen des Malens quasi beim Fortschritt meiner Arbeit. Das heißt, andere, möglicherweise belastende und negative Gedanken haben weniger Möglichkeiten, sich bei mir bemerkbar zu machen.
  • Abschluss: Dass mein Bild fertig ist, merke ich meistens nicht sofort, sondern erst dann, wenn ich lange zögere, etwas Neues zum Bild hinzuzufügen – so lange, bis ich sehe, jetzt würde meine Arbeit „zerstört“ werden, wenn noch etwas hinzugefügt würde. Dieser Eindruck kann sich später – nach Wochen oder Monaten – ändern. Wenn das der Fall sein sollte, sollte man sich, falls Lust dazu besteht, an eine Überarbeitung machen.
Fazit
Malen als Prozess zur Erkundung von gestalterischen Möglichkeiten – das ist auch mit dem kleinen Format gut möglich. Durch die kleine Fläche ist der Zeitbedarf überschaubar. Das Schwergewicht liegt mehr auf dem Malprozess als auf dem fertigen Bild, da es wegen seiner Kleinheit in der Regel kaum eine Wand schmücken wird. Hier kann ich leichter prüfen, ob es stimmt: „Der Weg ist das Ziel“.

Erläuterung:
(1) Bereits früh ist mir dieser innere Prozess beim Zeichnen und Malen bewusst geworden. Später lernte ich die Bücher von Betty Edwards kennen, z.B. „Das neue Garantiert zeichnen lernen: Die Befreiung unserer schöpferischen Gestaltungskräfte“, Rowohlt Verlag, 2000, in denen sie u.a. über die Anwendung der linken und rechten Gehirnbereiche beim Zeichnen und Malen schreibt. Der sogenannte Linkshirn-Modus wird aktiviert, wenn der Intellekt arbeitet, wenn etwa über zu verwendenden Maße oder Farben nachgedacht wird, der Rechtshirn-Modus, wenn die Intuition wirkt, wenn ich ohne nachzudenken entspannt male. 

08 Juni 2020

Erfahrungen mit Hinterglasmalerei / Experiences with painting behind glass / Expériences de la peinture sur verso du verre

Auf meinen letzten Erfahrungsbericht hat u.a. Dieter Gottwald geantwortet und von seinem Malen von Hinterglasbildern berichtet. Ich erinnere mich an eine Sammlung solcher Bilder unter anderem von Münter und Kandinsky im Schlossmuseum Murnau.
Das hat mich angeregt, etwas Ähnliches zu versuchen. Der Lack, mit dem ich die Wände bemalt habe, müsste auch hier gut zu verwenden sein. Glas kam für Burkina Faso nicht infrage – zu zerbrechlich im Koffer. Plastikglas ist zu teuer. Aber ich habe viele Bürofolien. Damit müsste sich etwas anfangen lassen.

Teil 1: Erste Erfahrungen
Der Einfachheit halber arbeite ich erst einmal mit dem Auftrag von ungemischten Farben (dazu Weiß und Grau). Die bunten Farben stoßen natürlich „ungemütlich“ aneinander. Bald stelle ich fest, dass ich die Folie wie beim sonstigen Malen auf einer Unterlage festkleben sollte, da sie sich beim Bemalen sofort wellt. Lack ist gesundheitsschädlich, also sollte ich ihn nur draußen auf der Terrasse verarbeiten. Mit Hilfe eines kleinen Holzstocks ist schnell etwas auf die Folie gekleckst. (Der Pinsel kann erst einmal warten.) Der Lack fließt und tut nicht immer das, was er soll. Das kann schöne Zufallsprodukte ergeben oder eine große Sauerei. Ich verfolge zuerst kein System beim Auftrag der verschiedenen Schichten, stelle bald fest, dass die erste Schicht, z.B. Farbpunkte, die erste, unveränderliche Bildebene darstellen wird. Darüber wird die nächste Farbschicht gegeben, die dann den Hintergrund der Farbpunkte darstellen wird. So taste ich mich langsam an die Besonderheit der Hinterglasmalerei heran, ohne vorher etwas darüber gelesen zu haben. Nach dem Trocknen wird die bemalte Folie umgedreht und auf ein weißes (oder farbiges) Blatt Papier gelegt. Fertig. Die Farben sind allerdings nicht transparent, leuchten nur stärker, da die Folie/das Glas das Tiefenlicht verstärkt. Das Malen mit transparenten Farben ist ein eigenes Kapitel, ein Gebiet der Glaskunst.

A
B
C

















Kleiner Exkurs: Meine Arbeiten sind auch das Ergebnis einer Auseinandersetzung mit der Bildgestaltung. Es ist von Vorteil für das entstehende Bild, sich mit den Gesetzmäßigkeiten für eine ausgewogene Bildgestalt auseinanderzusetzen, besonders hinsichtlich der Kontraste. Bei den drei Beispielen A, B und C meiner ersten „Hinterglasmalereien“ ist das gut zu erkennen.
Im Beispiel A gibt es hinsichtlich des Farbkontrastes viele kleine Flächen (kleine Klekse, eine Art Grundmuster), die sich in ihrem Volumen nicht stark voneinander unterscheiden. Diesem Grundmuster sind einzelne „Gestalten“ überlagert. Durch diese Art von Kontrast ist ein spannendes Bild entstanden.
Im Beispiel B wird dieser Prozess der Bildgestaltung erweitert. Einzelne „Gestalten“ vergrößern ihre roten, grünen, gelben, braunen Flächen und dominieren fast das kleinräumige, blau-graue Grundmuster. Das Flächenverhältnis zwischen beiden Bereichen ist etwa ausgewogen.
Zum Farbkontrast: Jede Farbfläche hat in Bezug auf andere Farben eine optimale Größe, wenn sie sich mit der Nachbarfarbe im Gleichgewicht befinden soll. Im Beispiel B fallen die roten Flächen aus dieser Balance – Rot braucht eigentlich nur eine vergleichsweise geringe Flächengröße, um zu wirken. Allerdings ist hier das Rot etwas dunkel, verträgt deshalb größere Flächen im Kontrast zu den übrigen Farben.
Im Beispiel C dominieren nur noch die großen Flächen, die jetzt ihrerseits ein grobes Grundmuster bilden, ohne deutlich dominierende „Einzelgestalten“ aufzuweisen (diese haben sich verkleinert). Hinsichtlich der Kontraste findet ein Ausgleich statt – nichts dominiert. Damit wirkt das Bild tendenziell langweilig, da kein bestimmendes Objekt ins Auge fällt.
Zu Regeln in der Kunst: Die Gesetzmäßigkeit einer ausgewogenen Bildgestaltung ist bei abstrakten Bildern leichter zu erkennen als bei gegenständlichen Bildern. Wie bei allen sogenannten „Regeln“ in der Kunst gilt auch hier: Das bewusste Verletzen dieser „Regeln“, sozusagen die Abweichung von der Norm, kann zu einer besseren Bildaussage führen. Das hängt aber von den individuellen Fähigkeiten des Künstlers ab, deren Anwendung sich kaum gesetzmäßig beschreiben lässt.

Paul Klee erläutert in seiner „Bildnerischen Formen- lehre“ (1921/22): Es gibt auf einem Bild z.B. ein Grundmuster aus Wiederholungen, sogenannte Muster, eine Art Grundrauschen. Dieses wird überlagert von individuellen „Einzelgestalten“, die dann das Bild je nach Größe und Art dominieren können. Dieser Kontrast zwischen Muster und Einzelgestalt kann vielfältig variiert werden.

Gerhard Richter hat 2008 eine Serie von kleinen, beeindruckenden Bildern „Lack hinter Glas“ angefertigt, auf denen er viele Farb- kombinationen variiert hat und der Lack sichtbar Fließspuren hinterlassen hat. Ich habe sie einmal im Original in der Fondation Beyeler in Basel gesehen. (https://www.gerhard- richter.com/de/art/paintings/abstracts/works-behind-glass-94) Einzelne Bilder kann man sich schön anschauen auf der Webseite https://www.gerhard-richter.com/de/art/microsites/sinbad

Fazit 1: Ein Nachteil des Malens auf Folien ist es, dass diese sich beim Farbauftrag etwas wellen. Dafür leuchten die Farben mit Hilfe der Folie, und die „Spur“ der fließenden Farben tritt deutlich hervor. Meine Versuche des Malens auf Folie mit dem „gesteuerten Zufall“ haben mich noch nicht befriedigt. Die Unebenheiten der Folie stören mich beim fertigen Bild, da sie quasi eine neue Bildebene ergeben, die vom Farbgeschehen ablenkt. Ich bin mir sicher, dass solche Bilder auf Glas eindeutiger und klarer herauskommen und dann aufgrund der besseren Tiefenlichtwirkung ansprechender sein werden.

Teil 2: Das Wesen der Hinterglasmalerei erkennen
Mir wird bewusst, dass sich die Hinterglasmalerei nicht nur im „Ausschütten von Lack“ erschöpft. Durch die Umkehr der normalen Arbeitsschritte bestehen ganz neue Anforderungen. Beim Malen mit deckenden Farben auf Papier oder Leinwand beginne ich gerne mit dem Auftrag einer farbigen Grundierung, die Teile des späteren Hintergrundes bilden wird. Anschließend werden Schicht für Schicht die Farbflächen aufgetragen, die die vorhergehende Schichten zum Teil überdecken. Bei diesem Malprozess entwickeln sich die Farbebenen quasi von hinten nach vorne und ich habe jederzeit das Endergebnis im Blick, d.h. ich erkenne sofort, wann ich fertig bin.
Beim Malen auf Glas ist das nicht der Fall. Beim Auftragen jeder Farbschicht wandere ich andersherum durch die Farbebenen, quasi von vorne nach hinten. Das, was ich später auf der Oberseite sehe, muss sofort in einem ersten Schritt angelegt werden – beim normalen Malprozess stellt das meistens den Abschluss der Arbeit dar. Ich muss meinen Malprozess bei der Hinterglasmalerei also völlig umstellen. Zur Kontrolle des Arbeitsergebnisses kann ich mir die Glasseite anschauen, kann aber immer nur an den jeweils noch freien Flächen den Hintergrund gestalten. Beim Malen gegenständlicher Motive muss ich mir von Anfang an klar sein, wie das Endergebnis aussehen soll. Ich habe weniger Freiheiten, mich von Zufälligkeiten leiten zu lassen. Diese bleiben abstrakten Motiven vorbehalten, wie ich es im ersten Teil beschrieben habe.
Bei der Hinterglasmalerei muss mir also bewusst sein, dass ich bei jedem Arbeitsschritt eindeutige Schichtebenen erzeuge, die nicht mehr zugedeckt und verändert werden können. Es können natürlich alle möglichen Malmittel verwendet werden. Bei bestimmten Farben besteht die Gefahr, dass die neue Farbschicht beim Auftrag die vorhergehende anlöst und verändert – das kann bei Lack und bei Ölfarben der Fall sein.


Wikipedia erläutert die Technik der Hinterglasmalerei: Anders als bei einem Gemälde wird die Farbe auf der Rückseite des Bildträgers aufgetragen, wobei alle Motive und Schriftzüge seitenverkehrt gemalt werden und auch die Reihenfolge der Arbeitsschritte umgekehrt wird: Zuerst werden die Konturen gezeichnet, dann die Schrafften und Schatten, Beschriftungen und Details, danach werden die Motive ausgemalt und ganz zum Schluss schließt der Hintergrund die restliche Bildfläche.

Paul Klee begann 1905 mit Zeichnungen auf Glas zu experimentieren. ... Das Problem, das er selbst beschrieb, war nun, dass er ... in der Behandlung der Töne umgekehrt denken musste. Er verglich sich in dieser Situation mit derjenigen eines Holzschneiders, der mit der Negativform arbeitet. Neben diesen schwarz-weißen Bildern begann er bald, sich wieder mit der Farbigkeit auseinanderzusetzen und verwendete auch hierzu die Hinterglasmalerei. ... Bis 1911 entstanden zahlreiche Hinterglasmalereien, die in ihrer Formensprache ... das zeichnerische und malerische Oeuvre auf Papier und Leinwand stark veränderten.“ (Christian Rümelin: Paul Klee - Leben und Werk, C.H.Beck-Verlag 2004)

Auch interessant: Im Rahmen des Förderprogramms „Forschung in Museen“ bewilligte die VolkswagenStiftung in Hannover dem Museum Penzberg – Sammlung Campendonk, Penzberg ein Forschungsprojekt zur „Hinterglasmalerei als Technik der Klassischen Moderne 1905– 1955“ mit einer Laufzeit von Ende 2015 bis Mitte 2019.
... In der Ausstellung „Tiefenlicht. Malerei hinter Glas von August Macke bis Gerhard Richter
am Museum Penzberg – Sammlung Campenden wurden neben 29 Hinterglasarbeiten der Klassischen Moderne, die innerhalb des Forschungsprojektes zuvor gründlich analysiert wurden, auch Werke zeitgenössischer HinterglasmalerInnen präsentiert (23.9.2017 - 4.2.2018). Zum Abschluss des Forschungsvorhabens werden im Sommer 2020 im Museum Penzberg – Sammlung Campendonk Hinterglasarbeiten aus einer Zeitspanne von 1910 bis 1960 in einer Ausstellung gezeigt [derzeit nicht geplant], begleitet von einem Katalog sowie einem Hinterglas-Symposium im Herbst 2020 in Berlin. (http://hinterglas-klassischemoderne.de/projekt)

Bei der klassischen Vorgehensweise der Hinterglasmalerei beginne ich in der Regel mit den endgültigen Details, etwa einer Zeichnung, mit kleinen Flächen, die dann Schicht für Schicht von immer größeren Flächen überdeckt werden. Im Malprozess muss ich alles vom Ende her denken. Wenn man eine Bildvorlage benutzt, kann man das Glas bzw. die Folie darauflegen und direkt darauf zeichnen und malen, bis man von der Vorlage nichts mehr sieht. So etwas kann für den Anfang eine gute Hilfe sein.
Das Besondere bei den Bildern der Hinterglasmalerei sieht man in der deutlichen Wirkung des Tiefenlichtes. In der Malerei spricht man von „Tiefenlicht“, wenn das Licht durch Farbschichten auf die helle Grundierung trifft und von dort zurückscheint. Durch Lasuren, Firnisse und Glas wird das Tiefenlicht verstärkt.

Bei meinem nebenan gezeigten Bildbeispiel habe ich mit Lasuren begonnen. Diese wurden später durch deckende Farben überdeckt und verschwanden dadurch fast. Ich hätte die Lasurtechnik fortsetzen sollen. Dann wäre abschließend ein heller Hintergrund, der die Lasuren zur Geltung bringt, besser gewesen. Es ist bei der Hinterglasmalerei nicht leicht, die Konsequenzen der umgekehrten Arbeitsschritte zu bedenken.

Fazit 2: Die Beschäftigung mit einem unscheinbaren, abseitigen Thema wie der Hinterglasmalerei hat mir neue Aspekte der Malerei eröffnet, da z.B. eine andere Reihenfolge der Arbeitsschritte beim Malen mein gewohntes Arbeiten durcheinanderbringt und etwas bei mir in Bewegung bringt. Die Bedeutung einer solchen Änderung bzw. „Störung“ sollte nicht unterschätzt werden.

04 Juni 2020

Erfahrungen mit Wandmalerei / Experiences with wall painting / Expériences en peinture murale

Hier soll das Malen mit Hilfe einer Vorlage gezeigt werden. Genau genommen scheint dieses Vorgehen „unkünstlerisch“ zu sein, aber dieses „handwerkliche Vorgehen“ kann die Grundlage für eine spätere eigene, künstlerische Bildgestaltung sein.
Normalerweise war mir das Malen auf Wandflächen ein Buch mit sieben Siegeln, bis die StreetArt und die Sprayer auftauchten und überall ihre Duftmarken hinterließen. Ich habe es auch damit versucht, habe aber schnell aufgegeben, da es schlecht für meinen Atem war und die Spraydosen schnell verbraucht waren – eine teure, gefährliche Angelegenheit.
Unser Hof in Bobo-Dioulasso/Burkina Faso ist umgeben von einer hohen Betonsteinmauer, zur Straße hin von einer Hecke geschmückt. Ich habe zuerst selbst, dann mit Hilfe eines Maurers große rechteckige, glatte Betonflächen geschaffen. Wie sollte ich jetzt darauf Wandbilder malen?
Die normalen Farben für Außen- und Innenwände kamen nicht in Frage, da sie auf die Dauer nicht dem tropischen Regen Stand halten würden. Im Laden für Malerbedarf fand ich Autolackfarben, mit denen auch unsere Türen und Fenster gestrichen wurden. Daraus mischte ich mir mit einer Art Terpentin in vielen Plastikdosen meine benötigten Farben.

Farben: Ich habe keine schwarze Farbe verwendet, sondern die Farbmischungen möglichst mit Komplementärtönen abgedunkelt. Verführerisch war die Verwendung von Weiß. Ich merkte schnell, dass die Farben damit milchig blass wurden. Die jeweiligen Mischungen habe ich mit Ziffern gekennzeichnet und auf einem Blatt Papier notiert. Beim nächsten Mal werde ich dabei auch die Art und Menge der Mischungen festhalten, um die jeweilige Farbe bei späteren Korrekturen wieder herstellen zu können. Eine besonderes Problem waren die hohen Außentemperaturen bis 38 Grad im Februar/März, sodass die gemischten Farben in den Kunststoffdosen trotz Deckel bald eintrockneten.

Grundierung: Wichtig erwies sich ein homogener, rissfreier, nicht zu glatter Untergrund. D.h. die Betonfläche sollte von einem Maurer hergestellt werden. Meine eigenen Arbeiten hierzu erwiesen sich als ungeeignet, sodass sie bei einem früheren Wandbild bald Risse und Abplatzungen bekamen. Als Grundierung dienten mehrere Schichten weißer Lackfarbe. Hiermit kann mannatürlich spielen und durch verschiedenfarbige Untergründe dem späteren Bild bereits eine gute Richtung geben.

Bildthema: In diesem Jahr sollten meine Wandbilder gegenständlich sein, möglichst Landschaftsmotive zeigen, um damit den tropischen Garten, der das Haus umgibt, zu ergänzen. Ich fand Fotos aus Neuseeland, deren Ruhe mich ansprachen. Die Auswahl einer guten Vorlage ist oft die Hälfte eines gelungenen, späteren Bildes, denn durch die Auswahl beginnt bereits der individuelle, künstlerische Prozess.

Übertragung der Bildvorlage auf die Wandfläche: Das ausgewählte Foto im jpg- Format wurde auf dem Computer mit einem Fotobearbeitungsprogramm (z.B. Photoshop) so gefiltert, dass es auf wenige Tonstufen (z.B. 6) reduziert wurde. Anschließend wurde dieses Foto in eine pdf-Datei umgewandelt und mit einem groben Raster schwarzer Linien überzogen, damit es auf die Wandfläche übertragen werden kann. Die Umrechnung der Größe der pdf-Fläche auf die Wandfläche ergab bei mir einen Liniennetzabstand von z.B. 43 cm. Anhand dieses Liniennetzes auf dem ausgedruckten pdf-Blatt konnten die Grenzlinien der Farbflächen der Vorlage leicht auf die Wand übertragen werden. Dieses Übertragungsverfahren ist 
seit Jahrhunderten in der Malerei üblich, ist nichts Neues. Die Größe der Wandfläche verlangt nur etwas mehr Arbeit als bei kleineren Bildformaten. Das ist alles. Für die Übertragung auf die Wand verwandte ich Wachsmalfarben. Dabei sollte man allerdings nicht zu dunkle Farbstifte verwenden, da beim späteren Auftragen der Lackfarben die Farben der Wachsmalstifte aufgelöst werden und die jeweilige Farbe verändern können, so dass dort mehrmals überstrichen werden muss. Anfangs hatte ich einen dicken Graphikstift verwendet. Dieser verschmutzte die später aufgetragenen, hellen Farben. 

Malprozess: Das Gute an dieser Vorgehensweise mit Malen nach Vorlage ist, dass man sich lange Zeit auf das handwerkliche Vorgehen konzentrieren kann, ohne zu große Anforderungen an die eigene künstlerische Individualität stellen zu müssen. Es geht also erst einmal um ein „Malen nach Zahlen“. Das klingt etwas einfältig, hat aber den großen Vorteil, dass man damit relativ schnell etwas auf die Bildfläche bekommt. Und dabei lernt man gut, dass es beim Malen um das Aufbringen von großen und kleinen Flächen geht, also nicht um Linien, sondern immer um Flächen, auch bei langgezogenen, linienartigen Flächen. Und jede Fläche stößt an eine andere und kommuniziert mit Größe, Helligkeit und Farbe mit den benachbarten Flächen. Es geht also nicht um ein „freies Malen“ mit „wilden Linien“, sondern ich werde durch die Arbeit mit der Vorlage erst einmal quasi diszipliniert.
Die übertragenen Flächen malte ich mit den Wachsmalstiften locker aus, um einen gewissen Eindruck des späteren Bildes zu bekommen. Bei der Übertragung der Farbflächen und dem Ausmalen mit den Wachsmalstiften wurde mir bewusst, dass ich bei meinem Wandbild nicht alle Tonabstufungen der Vorlage übernehmen würde. Das würde für mich zu detailliert werden. Hier beginnt der individuelle Prozess zu meinem Wandbild.
Ich begann das Malen oben mit den großen Flächen und arbeitete mich langsam nach unten vor, zuerst mit den hellen Farben. Erst später kamen die dunkleren Farben und die kleineren Flächen dran. Jeder Quadratzentimeter der Wandfläche wurde in der selben Qualität bearbeitet. Das dauerte bei zwei großen Wandflächen von jeweils 1,75 x 2 m etwa 10 Tage.

FazitIm Ergebnis bekam ich eine Übertragung meiner Fotovorlage, die ohne besonderen künstlerischen Anspruch war. In einer zweiten Stufe hätte ich mit einer individuellen Überarbeitung des Bildes beginnen können. Das unterblieb bisher. So hat unser Hof erst einmal eine Art Wandschmuck mit Ausblick in eine andere Welt, der zeigt, dass auch ein rein handwerkliches „Malen nach Zahlen“ ansprechende Ergebnisse bringen kann.










Dietrich Ebersbach 02.05.2020

15 Dezember 2017

Ende gut alles gut

"Ouagadougou" Öl, 125 x 105 cm